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Sterbebegleitung für Anfänger


Irgendwann kommt der Zeitpunkt von einem geliebten Menschen für immer Abschied nehmen zu müssen.


Der Abschied kann sehr plötzlich und unerwartet kommen - so war es vor 20 Jahren bei meinem Vater.


Oder es kommt die Situation dass man weiß, das der geliebte Mensch nicht mehr lange zu leben hat und man ihn aktiv in den letzten Tagen begleiten kann.


Beides sind traurige Vorstellungen.


Schon alleine in meinen Gedanken konnte ich mir nie vorstellen emotional in der Lage zu sein, einen Menschen beim

Sterben zu begleiten.

Schon alleine der Gedanke ließ meine Tränen fließen.





Gerade als wir die Kapelle Sainte Barbe besichtigten kam der Anruf: „Sie müssen Heimkommen wenn sie Ihre Mutter nochmals lebend sehen wollen, denn es kann sehr schnell gehen …“



Ja, es hatte sich durch die gehäuften Krankheiten meiner Mutter angekündigt und doch hofften wir immer, dass es ihr noch eine zeitlang gut geht.


Es war für uns keine Frage, dass wir uns sofort auf den Heimweg machten …

So fuhren wir an diesem Tag 1400 km zu ihr.


Gespräche mit dem Pflegepersonal und der Ärztin wurden geführt.

Mutter war geistig fit.

Wer sagt ihr das sie stirbt?

Wem seine Aufgabe ist das?

Ja … ich wollte mich davor kneifen.

Die Leitung der Pflegestation sagte, sie kann das Gespräch mit uns führen.

Das Angebot nahm ich dankbar an.

Mutter sagte, dass sie es schon geahnt hatte …

Es flossen Tränen.

Es sollten nicht die Einzigen in den kommenden Tagen sein.


21 Tage ging ich jeden Früh ins Seniorenheim und setzte mich ins Zimmer von meiner Mutter und hielt ihr oft die Hand.

Ich sah, wie sie jeden Tag sich ein Stück mehr vom Leben verabschiedete.

Doch dann passierte das Wunder, die Nieren fingen wieder an zu funktionieren.


Im Nachhinein bin ich stolz auf mich, dass ich meine Mutter in dieser oft schweren Zeit nicht alleine gelassen habe.


Ich selber habe vorher niemals etwas über Sterbebegleitung gelesen.

Dazu wäre ich emotional nicht in der Lage gewesen.


Alle die ihr bis hier her meinen Blogtext gelesen habt, seid stärker als ich es jemals war.






Es ist mir ein Bedürfnis für euch hier aufzuschreiben, was ich als sehr hilfreich empfunden habe.


An erster Stelle danke ich meinem Mann und meinem Sohn die mich stark unterstützt haben. 

Unser Sohn hat zuhause alles organisiert.

Von Wäsche waschen, Unterlagen raussuchen und Schwiegereltern versorgen.


Die Ärztin meiner Mutter hat meinen Mann und mich sofort krankgeschrieben, damit wir vor Ort bleiben konnten.


Enorm hilfreich war dabei unser Kastenwagen. Unser „Urlaubszuhause“, dass auf dem kleinen Stellplatz für Wohnmobile im Ort stehen konnte.

Uwe kümmerte sich um die Übernachtungsgebühr (5 €), die Mahlzeiten und war immer für mich da.

Ab und zu fuhr er nach Hause während ich im Pflegeheim war und holte die Post und frische Kleidung.


Ich half meiner Mutter bei den Mahlzeiten und den Toilettengängen.

Traurig war es sie leiden zu sehen, wenn ihr im Delirium alte Geschichten aus ihrer Kindheit und der Flucht einfielen und sie Bruchstück sagte und erbärmlich weinte.


Im Pflegeheim fehlte Personal, auch wenn niemand darüber gejammert hat, ich habe gemerkt wie angespannt die Personaldecke ist.


Da ich viel im Zimmer meiner Mutter saß, war ich froh nützlich auch für andere Sein zu können. 

Wenn ich konnte half ich dem Team bei kleinen Dingen.


Wenn Mutter geschlafen hat, habe ich mir bewusst Zeit für mich genommen.

Ich habe Dinge getan die ich gerne mache:

Ich war Mittags spazieren (um die Zeit für das Testergebnis zu überbrücken).

Eine Handarbeit hatte ich zum

Zeitvertreib immer dabei.

Ich habe unzählige Zeitschriften gelesen (einfach für mich, da ich die ReadlyApp auf meinem IPad habe.




Besonders geholfen hat mir aber zufälligerweise folgendes Buch:


„Mit kopfgoogeln zum Traumjob“.


Im besagten Buch gibt es 69 Fragen, die man über sich selbst beantworten muss.

Eine tolle Reflexion.

Wer bin ich? Was ist mir wichtig? Wie will ich mal auf mein Leben zurückblicken?


Das Buch hat mich in dieser schweren Phase sehr gestärkt und mir bewusst gemacht, was meine Kraftquellen sind.

Und es hat mir aufgezeigt, was mir wichtig im Berufsleben ist und wohin ich mich weiterentwickeln möchte.





Ein schönes Zitat hat die Autorin Susan Schubert abgedruckt:


„Wer inne hält, erhält von innen Halt.“

(Laotse)


Wie ein kleines Wunder ist es für uns, dass die Nieren wieder arbeiten und meine Mutter weiterleben darf.

Doch es hätte auch anders kommen können … 

Sehr viel Kraft haben wir in diesen Wochen benötigt.


Bis bald eure Jutta


Kommentare

  1. Liebe Jutta, schon beim letzten Post wollte ich schreiben aber zu viel Leben. Ich freue mich für Dich dass Du so verständnisvolle Ärzte hattest und auch dass Du Dir die Zeit nehmen konntest.

    Ehrlich hab ich mir da auch schon den Kopf zerbrochen, denn bei meiner Mutter möchte ich das nicht. Das hat viele Gründe der wichtigste sie hat mir nicht die Möglichkeit gegeben mich von meinem Vater zu verabschieden in dieser Nacht obwohl ich nur eine Straße weiter weg wohne. Ich konnte ihr noch nie etwas recht machen und helfen lässt sie sich schon gar nicht obwohl inzwischen auch 84 und die letzten 2 Jahre 3 x schwer krank und jedes mal ist sie selber verantwortlich dafür ist. Weil eben zu stur Hilfe anzunehmen. Und es liegt bei ihr garantiert nicht am Geld.

    Und ja ich habe Angst davor, dass ich in diese Situation kommen könnte.

    Reflexion mit sich selber ist wichtig. Deswegen schreibe ich auch ein Buch über mich.

    Einen schönen Sonntag wünsch ich Dir.
    LG
    Ursula


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    Antworten
    1. Liebe Ursula,
      sooooo spannend ein Buch über sich selber zu schreiben ... das finde ich eine super Idee ...
      Es gibt im Handel auch Bücher für die Enkel, die Omas und Opas über ihr Leben befüllen können.
      Leider habe ich das zu spät für meine Mutter gekauft.
      Da viel ihr das Gedanken sammeln und aufschreiben auch schon schwer.

      In den Tagen wo ich sie gepflegt habe, klappte es recht gut, da wir ja grundsätzlich ein gutes Verhältnis haben.
      Ich kann aber von ganzen Herzen verstehen, dass wenn man sich im Leben über die Eltern geärgert hat, man nicht in den Pflegesituationen für sie da sein kann - oder nur begrenzt.
      Denn wir alle tragen in uns das "innere Kind", dass diese Verletzungen nicht verzeihen kann.

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